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Aachener Erklärung

Caritas Frieden beginnt bei mir Caritaswoche Aachener Erklärung

Für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt

In einer Zeit globaler Krisen, die sich in der Bedrohung des weltweiten Friedens, der sozialen Gerechtigkeit, der Schöpfung und des gesellschaftlichen Zusammenhaltes äußern, haben sich am Internationalen Tag des Friedens, am 21. September 2024, Vertreter*innen des Deutschen Caritasverbandes und der Caritas im Bistum Aachen im Krönungssaal des Aachener Rathauses versammelt. Sie haben diese “Aachener Erklärung für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt” verabschiedet. Sie speist sich wesentlich aus den Erfahrungen geflüchteter Menschen und den Überzeugungen von Organisationen, die mit Fragen von Migration, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensarbeit befasst sind. Die “Aachener Erklärung für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt” steht im Zusammenhang der Caritas-Jahreskampagne 2024 “Frieden beginnt bei mir.” und dem “Friedensbekenntnis” des Deutschen Caritasverbandes. Die mittragenden katholischen Organisationen sind sich bewusst, dass sie im Dienst einer in Gott begründeten Hoffnung stehen. Diese Hoffnung lädt Menschen und Institutionen ein zu erkennen, dass es immer alternative Handlungsoptionen gibt, dass sie den Kurs neu bestimmen können, dass sie immer etwas tun können, um Frieden zu stiften.

Von dieser Hoffnung getragen erklären wir:

“Frieden beginnt bei mir.” Für uns heißt das: Wir treten ein für die gewaltfreie Lösung von Konflikten und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt – hier und weltweit. Wir sind bereit, dafür individuelle und institutionelle Verantwortung zu übernehmen. Im christlich-biblischen Verständnis ist Frieden Geschenk und Auftrag zugleich. Im Einzelnen:

Frieden braucht Gerechtigkeit und Solidarität. Wenn der (soziale) Frieden gestört wird, weil Menschen ungerecht behandelt, in ihren Rechten und Bedürfnissen übergangen und wegen mangelnder Ressourcen in ihrer Existenz bedroht werden, mischen wir uns ein.

Wir treten ein für einen gerechten Frieden im Sinne der christlichen Soziallehre. Er ist mehr als Abwesenheit von Krieg und gründet auf der Ordnung durch das Recht, besonders auf dem Völkerrecht, auf Menschenrechten, auf der Anerkennung von Grenzen, auf Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, sozialer und politischer Teilhabe und der gerechten, nachhaltigen Verteilung von Ressourcen. Gerechter Friede schließt das Recht auf Selbstverteidigung ein. Zu beachten sind dabei die Prinzipien der Verhältnismäßigkeit, der Angemessenheit sowie des Verbots der absichtlichen Gewaltanwendung gegen Zivilist*innen. Mit kriegerischen Handlungen, die gegen das Kriegsvölkerrecht verstoßen, ist er nicht vereinbar.

Mit einer vorrangigen Option der Gewaltfreiheit treten wir ein für eine “Grammatik der Achtsamkeit”: für die Förderung der Würde eines jeden Menschen, die Solidarität mit Armen und Schutzlosen, die Sorge um das Gemeinwohl und die Bewahrung der Schöpfung. (Papst Franziskus, Botschaft zum Weltfriedenstag 2021)

Frieden braucht Bewahrung der Schöpfung, also der Lebensgrundlagen von Mensch und Natur. Wir wenden uns gegen die Ausbeutung der Schöpfung Gottes, die unser aller Lebensgrundlagen und besonders die der armen und entrechteten Menschen zerstört. Wir stehen ein für einen nachhaltigen Umgang mit sauberem Wasser, sauberer Luft, nachhaltig nutzbarem Land, Rohstoffen für alle Generationen und für Menschenrechte.

National, ethnisch, kulturell und religiös motivierte Konflikte werden meist auch aus Wirtschafts- und Machtinteressen heraus geführt. Sie schaden dem gesellschaftlichen Zusammenhalt und führen zu einer katastrophalen Zerstörung der Mitwelt. Wir sehen auch in der Migrationsfrage mit Sorge, dass inklusive Solidarität durch exklusive Solidarität ersetzt wird.

Wir betrachten alle Menschen als Gottes Ebenbilder und mit einer einzigartigen unveräußerlichen Würde ausgestattet. Als vernunftbegabte und zur Verantwortlichkeit verpflichtete Wesen sind sie dazu berufen, in Beziehung zu Gott, zu ihren Mitmenschen, zu allen Geschöpfen und zur Erde zu leben.

Frieden braucht Versöhnung. Wir halten den Weg der Versöhnung für den einzig richtigen. Er schließt die Erfahrungen und Nöte aller Beteiligten, von Opfern, Täterinnen und Beobachterinnen sowie die Bereitschaft zum Dialog mit ein und relativiert die Verletzungen von Betroffenen nicht. Zu diesem Weg der Versöhnung beizutragen betrachten wir als unsere Verantwortung. Grundlage hierfür ist das Schweigen der Waffen, rechtsstaatliche Souveränität und Gerechtigkeit.

Wir verstehen uns als Teil einer Kultur der Versöhnung. Unsere Arbeit zielt auf den Aufbau und die Sicherung einer gesellschaftlich, sozial, politisch und nachhaltig gerechten Welt.

Wir sehen uns als gesellschaftliche “Seismographen” gefordert, frühzeitig auf spannungs- und konfliktbehaftete Entwicklungen aufmerksam zu machen und die Stimme zu erheben, wenn Unrecht geschieht. Wir wollen mit Lösungsansätzen in verbandlichen und politischen Bezügen Impulse setzen für eine befriedende Entschärfung von Konflikten und sozialen Spannungen. Wir unterstützen Verteidiger*innen der Menschenrechte und der Demokratie.

Wir fördern Kulturen, die offen sind für die Perspektiven anderer und eigene Erfahrungen und Perspektiven teilen. Denn: Frieden entsteht durch Begegnung, Dialog und Respekt. Wir treten ein für eine konstruktive, gewaltfreie Konfliktkultur. Vertrauen ist dafür die Grundvoraussetzung. Gewaltverzicht gilt uns als Zeichen innerer Stärke. Die Ausübung von Macht muss immer rechtsstaatlich legitimiert sein.

Wir sind überzeugt: Wer von Versöhnung sprechen will, darf über Verletzungen und das Unversöhnte nicht schweigen. Schmerzhafte Prozesse der Wahrheitsfindung, Erinnerung und Aufarbeitung sind notwendig. Dabei ist es auch erforderlich, sich bewusst zu machen, dass erlittenes Unrecht nicht abgegolten werden kann und nicht (mehr) Versöhnbares stehen bleiben darf.

Wir betrachten es als das Ziel von Versöhnungsarbeit, die in unterschiedlicher Weise von Gewalt Betroffenen langfristig zu Akteurinnen ihrer eigenen Befreiung von Gewalt und zu Friedensbotschafterinnen werden zu lassen.

Wir setzen nationale, europäische und internationale Akzente. Als katholische Institutionen im Bistum Aachen und im Herzen Europas sind wir in einer Region beheimatet, in der über viele Jahrhunderte Konflikte mit Nachbarstaaten kriegerisch ausgetragen wurden. Durch die europäische Einigung nach dem Zweiten Weltkrieg profitieren die EU-Mitgliedstaaten nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und sozial. Daraus ergibt sich die Verantwortung, dass sich EU-Politik für eine weltweite Friedenspolitik einsetzt.

Angesichts der Herausforderung dieser Zeit wollen wir uns wandeln. Wir wollen mehr und mehr zu friedlichen Menschen, einer friedlichen Kirche und einer friedlichen Welt werden. Wir wollen uns der Heilung unseres Planeten widmen und den unveräußerlichen Wert eines jeden Lebewesens ehren.

Wir wollen in unserer Friedens- und Versöhnungsarbeit deutlich machen, in welcher Weise die verbandliche Caritas in ihrer Arbeit, in ihren Einrichtungen und Diensten, in ihrer politischen Interessenvertretung, im lokalen, nationalen und europäischen Kontext ebenso wie in ihrer internationalen Arbeit konkrete Beiträge leistet, damit Frieden immer wieder neu beginnt. Für eine nachhaltige und soziale Friedenspolitik der Europäischen Union und der Vereinten Nationen will die Caritas ein aktiver Partner sein.

Es ist und bleibt unsere Aufgabe, Teilhabe, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit als zentrale Ziele für einen gerechten Frieden zu stärken, damit alle Menschen und die Mitwelt ein Leben in Fülle haben.

Unterstützen Sie die “Aachener Erklärung”

Hier können Sie sich als Unterstützer*in der Aachener Erklärung eintragen:

Die Unterstützung der Aachener Erklärung ist möglich bis zum 10.12.2024.

Quelle: Caritasverband für das Bistum Aachen e.V.