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Kein Recht auf Gewaltschutz für Männer?

Presse, Pressemitteilung, SKM Krefeld e.V.

Fünf Jahre Männergewaltschutzräume in NRW

Pressemitteilung des SKM Bundesverband e.V.

Düsseldorf, 17. Juni 2025 | Armin P.* hat im April 2025 Zuflucht vor häuslicher Gewalt durch seine Partnerin in „Freiraum“, der Männergewaltschutzwohnung der SKM gGmbH Düsseldorf gefunden und erzählt: „Beim Erstgespräch mit dem Männerberater stand ich noch unter Schock. Ab dem ersten Tag in „Freiraum“ wurde mir bewusst, wie gut es sich anfühlt sicher zu sein und dass ich dieses Gefühl nie wieder aufgeben möchte.“ Armin P. ist einer von 51 Männern, die das Angebot in den letzten fünf Jahren in Anspruch genommen haben. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 haben sechs Männer – darunter auch ein Vater mit seinen zwei Kindern – Zuflucht vor häuslicher Gewalt in Düsseldorf gesucht: 2020 eröffnete die SKM gGmbH Düsseldorf die NRW-weit ersten Gewaltschutzräume für männliche Opfer häuslicher Gewalt.

Die Gewaltschutzräume in Düsseldorf werden als Modellprojekt vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (kurz: MKJFGFI) gefördert. Die aktuelle Förderung läuft bis Ende 2026.

Mit dem im Februar 2025 in Kraft getretenen Gewalthilfegesetz haben Männer, queere sowie nonbinäre Menschen in Deutschland kein Anrecht auf einen Platz in einem Gewaltschutzraum. Laut Lagebild Häusliche Gewalt 2023 des Landeskriminalamt NRW sind 28,4 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt männlich. Männer machen 19,3 Prozent der von Partnerschaftsgewalt betroffenen Menschen in NRW aus [1].

SKM-Generalsekretär Stephan Buttgereit fordert: „Männer und queere Personen müssen ebenfalls ein gesetzlich verankertes Recht auf Schutz vor häuslicher Gewalt haben – wie es die Istanbul-Konvention vorsieht. Dieses muss das politische Ziel aller sein, denen die Betroffenen häuslicher Gewalt nicht gleichgültig sind, unabhängig von ihrem Geschlecht. Daran müssen sich Politik und das Hilfesystem messen lassen.“

Familien- und Gleichstellungsministerin Josefine Paul stellt fest: „Auch Männer werden Opfer von Gewalt und brauchen Hilfe. Bislang ist dies aber noch immer sehr tabubehaftet. Daher fördert die Landesregierung gleich mehrere wichtige Unterstützungsangebote. So gibt es in Nordrhein-Westfalen seit fünf Jahren das Hilfetelefon ‚Gewalt an Männern‘ und Gewaltschutzräume für männliche Opfer häuslicher Gewalt und deren Kinder. Die SKM gGmbH Düsseldorf  hat mit der Männergewaltschutzwohnung ‚Freiraum‘ in Düsseldorf 2020 das erste Angebot eines Gewaltschutzraums geschaffen, weitere folgten in Köln und in weiteren NRW-Städten. Ich danke allen, die den Rat- und Schutz-Suchenden unterstützend zur Seite stehen.“

Auch fünf Jahre nach Eröffnung ersten Männergewaltschutzräume in NRW sind männliche Opfer häuslicher Gewalt ein Tabu, denn: das Zeigen von Gefühlen gilt nach wie vor für viele Menschen als unmännlich. Viele Männer haben Angst, als schwach zu gelten und nicht den gesellschaftlichen Erwartungen an den „leistungsstarken Mann“ zu entsprechen. Vielen Menschen fehlt nach wie vor schlichtweg die Kenntnis, dass es deutschlandweit männerspezifische Hilfsangebote wie Echte Männer reden, das SKM-Beratungsnetzwerk für Männer in Krisen, gibt.

78 % der „Freiraum Düsseldorf“-Nutzer haben von körperlicher Gewalt berichtet, von Schlägen, Tritten und Angriffen mit Gegenständen oder Messern. 84 % der Männer berichten von psychischer Gewalt wie Abwertungen, Drohungen und errichteten Abhängigkeitssystemen. Darüber hinaus waren zwölf Männer von ökonomischer Gewalt betroffen: einige hatten zum Zeitpunkt ihres Einzugs keinerlei Zugriff auf das eigene Bankkonto.

„Es gibt nicht den klassischen Durchschnittsmann, der unsere Gewaltschutzräume in Anspruch nimmt. Die jüngsten Männer waren zum Zeitpunkt der Aufnahme 20, der älteste 66 Jahre alt.“, erklärt Julian Schröer, Sozialarbeiter des SKM-Männergewaltschutzes in Düsseldorf. Männer mit 17 verschiedenen Nationalitätszugehörigkeiten, vielfältigen Religionszugehörigkeiten und aller sozialen Milieus haben bis heute Obhut in „Freiraum Düsseldorf“ gefunden.
Die auf die Bedarfe von Männern abgestimmte Beratung ist neben den Schutzräumen ein wesentlicher Pfeiler für den Männergewaltschutz, der auch unabhängig der Schutzräume genutzt wird. Denn nicht für alle Männer, die Gewalt erleiden, kommt der Einzug in eine Schutzwohnung in Frage. Auch, weil die Schutzräume fast durchweg belegt sind. Allein 2025 konnte „Freiraum Düsseldorf“ 22 Männern keinen Schutzplatz anbieten, weil die Schutzräume bereits belegt waren. Männerberatung – ob vor Ort oder digital – ist somit eine niedrigschwellige Möglichkeit, sich Hilfe in der akuten Krise zu suchen. Beratung finden Männer in Düsseldorf, wenn sie im Internet Echte Männer reden. recherchieren – je eher desto besser: www.echte-männer-reden.de

*Name von der Redaktion geändert

Kontakt zum Männergewaltschutz „Freiraum Düsseldorf“

Hilfetelefon: 0163 777 3 111
E-Mail: freiraum@skmd.de
Website der SKMgGmbH Düsseldorf: www.skmd.de

5 Jahre Freiraum – Zahlen:

Das Männergewaltschutzkonzept „Freiraum“ haben die SKM gGmbH Düsseldorf und der SKM Köln gemeinsam entwickelt und erstmalig 2020 in Düsseldorf realisiert. Seit der Eröffnung der Männergewaltschutzräume „Freiraum Düsseldorf“ haben hier insgesamt 51 Männer das Angebot in Anspruch genommen. Die SKM gGmbH Düsseldorf hält hier insgesamt vier Gewaltschutzplätze vor. Sieben Männer haben in dieser Zeit ihre Kinder – insgesamt 13 – mit in die Schutzwohnungen gebracht.

Seitdem haben vier weitere Träger in Nordrhein-Westfalen Männerschutzräume mithilfe des Konzepts „Freiraum“ eröffnet, so dass in Nordrhein-Westfalen an fünf Orten insgesamt 20 Plätze für von häuslicher Gewalt betroffene Männer Schutz finden.

SKM gGmbH Düsseldorf, 4 Plätze
SKM Köln, 4 Plätze
SKM Rheydt/Mönchengladbach, 4 Plätze
SKM Warendorf, 4 Plätze
VSGB e.V., 4 Plätze

Weitere Hilfen in Deutschland für Männer, die unter Gewalt leiden:

Männergewaltschutzräume in Deutschland finden: https://www.maennergewaltschutz.de

[1] Lagebild Häusliche Gewalt 2023, Landeskriminalamt NRW: https://polizei.nrw/artikel/lagebild-haeusliche-gewalt

Für Anfragen, Interviews, Fotos oder weiterführende Informationen können Sie kontaktieren:

SKM Bundesverband e.V.
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Constanze Frowein
E-Mail: frowein@skmev.de
Telefon: 0211 233 948 – 75
Mobiltelefon: 0178 23 20 20 1

Sternstraße 71-73
40479 Düsseldorf

Der SKM Krefeld e.V. ist Mitglied im SKM Bundesverband e.V. und hält eine Beratungsstelle zur Krisen- und Gewaltberatung für Jungen und Männer vor. Zum Angebot für Krefeld und Umgebung können Sie sich hier informieren: https://skm-krefeld.de/hilfen-angebote/maennerarbeit/

Das ZDF zeigte in seiner Reihe 37 °Leben – Die Einzeldokus eine interessante Folge zum Thema:

Quelle: ZDF Mediathek, 37 °Leben – Die Einzeldokus: Wenn die Liebe zur Qual wird.
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Krefeld, den 17.06.2025
Vorstand